Soul, Studiostool, Trip

 

Hocker
Stools
Produktentwicklung für
Product development for
Resol-Barcelona Dd
2015

Das Briefing für neue Monobloc-Hocker sah eine Entwicklungszeit von zwei Jahren vor. Die Barhocker aus Polypropylen, je nach Entwurf auch glasfaserverstärkt und gasinjiziert, sollten in Wettbewerb mit zeitgenössischen und charaktervollen Produkten wie dem Hocker Miura von Konstantin Grcic treten. Ihre Stapelbarkeit war nicht nur für die platzsparende Unterbringung in der Gastronomie, sondern auch für den Versand eine wichtige Eigenschaft. Die Form der Hocker sollte günstige Spritzgusswerkzeuge ermöglichen und so zu einem niedrigen Endpreis führen.

 

Die drei Entwürfe reagieren in unterschiedlicher Weise auf diese Anforderungen und nehmen sich des Werkstoffs aus einer jeweils eigenen Perspektive an. Designer haben die Freiheiten der Formgebung bei Kunststoffmöbeln dazu genutzt, die Erscheinung von Holz- oder Stahlmöbeln zu imitieren, wohl auch, um das viel kritisierte Material dadurch zu überspielen. Die vorliegenden Entwürfe stellen dagegen ihre Plastikhaftigkeit offen aus und laden Hersteller wie Kunden ein, zum gewählten Material mit all seinen Eigenschaften zu stehen.

 

Der Entwurf Soul umfasst eine Bank, eine Bank mit Lehne, einen niedrigen Hocker und einen Barhocker. Ihnen gemeinsam ist die U-förmige Zusammensetzung zu Bögen, die aus Seitenteilen und Sitzfläche gebildet wird. Sie gliedern sich in parallel verlaufende, gewölbte „Polster“, die sich gut stapeln lassen und das Regenwasser ableiten. Tragende Wirkung entfalten diese Flächen trotz der geringen Wandstärke über die statische Höhe ihrer Wölbungen: Gestaucht, gerafft oder ausgestellt, verweisen die prallen Formen zusammen mit den knalligen Farben und den glatten, glänzenden Oberflächen an die große Zeit der Plastikmöbel in den 1970er-Jahren.

 

Der zweiteilige Studiostool besteht aus einem drehbaren Sitz auf vierbeinigen Gestellen in drei unterschiedlichen Höhen. Er lässt sich über einen im Sitz integrierten Clip fest, aber drehbar mit den Untergestellen verbinden und leicht wieder lösen. Nach Außen gewendete Verrippungen betonen das technische Erscheinungsbild des plastikgrauen Studiostool. Konstruktive Details und die Farbe sind von Alltagsprodukten wie Transportboxen, Paletten oder Getränkekästen vertraut, ihre Verwendung zielt darauf ab, Studiostool in der Angemessenheit und Selbstverständlichkeit eines anonymen industriellen Massenprodukts aufgehen zu lassen.

 

Trip ist in der doppelten Bedeutung seines Namens ein Dreibein, auf dem der Sitzende wie auf einem Sattel auf die Reise geht. Teilt man einen quadratischen, vierbeinigen Hocker durch die Diagonale seiner Sitzfläche, so erhält man zwei gleichseitige, dreieckige Hocker, die sich dicht übereinander stapeln lassen. Die zwei horizontalen Streben dienen dann als Fußrasten. Es wird die Pose von Körpern aufgerufen, die lässig auf einem Geländer, Zaun oder Fahrzeug sitzen, beobachtend verharren oder in Fahrt sind. Die Hocker haben ein Vorne und Hinten, ihre Spitze weist auf das Ziel der Reise. Die großen Querschnitte der senkrechten und waagrechten Streben sorgen für Stabilität. Dennoch hält der Einsatz des Gasinnendruckverfahrens, das in den Holmen einen Hohlraum hinterlässt, das Gesamtgewicht niedrig.

 

The task to design new monobloc stools stipulated a development period of two years. The polypropylene barstools – some also glass-fiber reinforced and gas injection molded, depending on the design – were to compete with contemporary products full of character, such as Konstantin Grcic’s Miura stool. Their stackability was an important attribute not only for space-savings in the food service industry, but also for shipping. The shape of the stools should permit the use of low-cost injection molding tools and thus lead to a low sales price.

 

Each of the three designs responds in a different way to these requirements and embraces the material from its own unique perspective. Designers have used the freedom of molding plastic furniture to imitate the appearance of wood or steel furniture, and also to distract from the much-criticized material. By contrast, these designs unabashedly flaunt their plasticness and invite manufacturers and customers alike to accept and respect the chosen material, with all its properties.

 

The design of Soul includes a simple bench, a bench with backrest, a low stool, and a barstool. Common to them all is the U-shaped composition of arches that form the sides and seating surface. They are articulated as parallel convex “cushions” that can be easily stacked and drain away rainwater. Despite their minimal wall thickness, these surfaces can support loads by virtue of the structural height of their cambered surfaces: squeezed together, gathered, or put on display, the bulbous shapes along with the bright colors and smooth, glossy surfaces refer back to the great age of plastic furniture in the 1970s.

 

The two-part Studiostool consists of a rotatable seat on a four-legged frame in three different heights. An integrated clip enables the seat to be firmly attached to the underframe while still permitting free rotation and easy release. Outwardly facing ribs emphasize the technical appearance of the plastic-gray Studiostool. Its constructive details and color are familiar from everyday products like transport boxes, pallets, or beverage crates, and their use aims to let Studiostool thrive in its suitability and self-evidence as an anonymous, mass-produced industrial product.

 

Befitting its name, Trip is a three-legged tripod on which the seated person embarks on a journey while firmly in the saddle. Dividing a square four-legged stool along the diagonal of its seat results in two equilateral triangular stools that can be stacked tightly, one atop the other. The two horizontal struts then serve as footrests. It calls to mind the pose of bodies sitting casually on a railing, fence, or vehicle, pausing to watch or on the move. The stools have a front and a back; their vertex points to the destination of the trip. The large cross sections of the posts and rungs ensure stability. Nevertheless, the use of gas injection molding leaves a cavity inside the structural elements, minimizing the total weight.

 

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Soul

Gestapelte Bänke
Stacked benches

Studiostool

Ästhetik der Nützlichkeit bei alltäg­lichen Behältern aus Kunststoff
Aesthetics of utility in everyday plastic boxes

Drehbarer Sitz auf drei unterschiedlich hohen Untergestellen
Rotatable seat on frames of three different heights

Verrippungen bei Gestell und Sitz
Ribs of underframe and seat

Trip

Maßstabsgetreues Modell aus Buche und gedruckten Verbindungen
Full-scale model of beech wood with 3D-printed connections