Ein Gespräch zwischen
Jakob Timpe und
and Markus Frenzl
in Conversation

MF Du nennst dieses Buch „Un/Applied Arts“ – verstehst Du Deine Arbeiten nicht als angewandt?
JT Der Begriff „angewandt“ hat verschiedene Seiten. Er trennt zwischen Gebrauchsgegenstand und Kunstwerk. Fragt nach der Verwendung. Ist etwas in Produktion und im Handel? Ein erfolgreiches Industrieprodukt? Der Titel „Un/Applied Arts“ stellt diese Fragen – und stellt sie in Frage. Was ich mache, ist sehr gut mit dem Begriff der Gestaltung zu beschreiben. Die Frage, ob so was Kunst ist oder nicht, stellt sich mir eigentlich nicht.

 

MF … der Öffentlichkeit leider doch.
JT Selbst informierte Leute wissen oft nicht so genau, wie Produktgestalter arbeiten. Deshalb macht es mir Spaß, darüber zu reden. Neulich wurde ich gefragt, warum ich mich nicht mal um laut rumpelnde Mülltonnen kümmere. Doch das ist ein Thema für einen Ingenieur oder einen Produktentwickler. Ich halte es mit Richard Sapper, der meinte, dass die allermeisten Produkte problemlos von einem Techniker entwickelt werden könnten. Design spiele aber bei denjenigen Produkten eine Rolle, bei denen eine Idee oder eine Meinung in eine Form verwandelt werde. Das klingt heute konventionell, aber ich halte es noch immer für gültig.

 

MF Welche Ideen oder Meinungen sind es, denen Du in Deinen Entwürfen Form geben willst?
JT Ausdruck und Machart der Dinge teilen sich in der ihnen eigenen Sprache mit. Wir lassen die Dinge zu uns und zu anderen sprechen: über Wünsche, Zugehörigkeit und Verheißung, darüber, wie die Welt sein kann und soll. Oft geht es darum, etwas zu verbessern. Oft geht es um eine Kreuzung von Eigenschaften, aus der etwas Neues hervorgeht. Darin liegt auch etwas Träumerisches, solange man nicht weiß, ob ein Entwurf Wirklichkeit wird. Diese Strecke lässt sich mit Willenskraft und Phantasie überbrücken. Aber es gibt auch viele andere Menschen, die eine Vision von Zukunft haben, die als kreativ gelten.

 

MF Soziologen wie Andreas Reckwitz konstatieren einen gesellschaftlichen Zwang zum Kreativ-Sein.
JT Weil es eine Haltung ist, die man gegenüber seinem Leben einnimmt. Wer sie sich nur zulegt, weil der Zeitgeist es will, ist schnell überfordert. Andersrum gefragt: wer sonst denkt so intensiv über die Dinge nach, über die wir Produktdesigner nachdenken? Das macht ja kaum einer und es könnten ruhig ein paar mehr sein.

 

MF Wir Designer haben oft eine gewisse Hybris und glauben, Probleme besser lösen zu können als andere. Aber denken Designer tatsächlich anders?
JT Wie über alle Tätigkeiten, die einegeheimnisvolle Wirkung entfalten, gibt es hier manche Missverständnisse. Ich glaube, es ist die ganzheitliche Herangehensweise von Designern, die Produkten einen besonderen Mehrwert geben kann. Das Angebot des Designers an die Gesellschaft wäre demnach, die Rolle eines Sachwalters für den Käufer und den Verkäufer einzunehmen, der noch eine mehr oder weniger große Prise Eigenes dazugibt. Natürlich mag nicht jeder solche Angebote annehmen.

 

MF Philosophen oder Kulturwissenschaftler befassen sich verstärkt mit Designthemen. Und oft sind ihre Herangehensweisen gar nicht anders als die der Designerinnen und Designer. Was ist das große Ding am Gestalter-Sein?
JT Das „Ding“ ist wirklich so groß, dass Mies van der Rohe meinte, wir müssten die Füße auf dem Boden und den Kopf zwischen den Sternen haben. Das Geistige spielt genauso eine Rolle wie das Materielle, man ist intellektuell wie technisch, wirtschaftlich und künstlerisch involviert. Manchmal ist der Überblick schwindelerregend und rauschhaft.
Ich fühle mich ganz nah bei den Dingen. Mich fasziniert die Auseinandersetzung mit ihrer Natur, aber gleichzeitig auch das Nachdenken über das Ding auf einer anderen Ebene, das dadurch eben Ideen und Meinungen mitteilt. Das machen auch Architekten, die planen, alle Gewerke kennen und ausführen lassen. Deswegen ähneln sich die Berufe in dieser Beziehung.

 

MF Sind Architekten und Designer noch immer am besten darin, Visionen und Utopien in konkrete Formen zu gießen?
JT Ich glaube, wir machen es nicht besser, aber wir machen es eben. Und das kann man auf ganz verschiedenen Qualitätsniveaus und Märkten machen.

 

MF Designer erfüllen dabei oft bereitwillig das mediale Bedürfnis, kreative Leitfiguren zu sein, die anderen Vorgaben macht und ihnen Trends aufzeigt.
JT Ich sehe weniger Designer, die so agieren, als Medien, die sie so sprechen lassen.

 

MF Da muss ich widersprechen: es gibt immer wieder Designer, die stärker aufgrund ihrer Selbstinszenierung als durch die Qualität ihrer Entwürfe erfolgreich sind. Ist die Selbstinszenierung im Zeitalter des Digitalen und der Sozialen Medien nicht viel zu bedeutend geworden?
JT Gut, im Bereich des Styling und der Dekoration gibt es vielleicht schon Leute, die für die Umsetzung ihrer Arbeiten eine bestimmte Aura brauchen. Durch die Mechanismen medialer Aufmerksamkeit geraten Akteure in den Blick, die Inszenierung besonders gut beherrschen. Es erscheint ein anderer Designertypus als zu Zeiten, zu denen der Autorenname weniger relevant war. Eine Persönlichkeit wie Luigi Colani war zwar ein herausragender Designer, aber er hat dem Design auch einen Bärendienst mit dem Bild des genialischen, durchgeknallten Stardesigners erwiesen, das er in den Medien erzeugt hat. Dieses Bild ist fast schon irreversibel. Vielleicht sind so wenige Frauen im Produktdesign bekannt, weil sie sich nicht so sehr mit Selbstinszenierung und Stardesignertum befassen wollen.

 

MF Viele Unternehmen scheinen heute die Aufgabe vergessen zu haben, auch unbekannte Designerinnen und Designer zu fördern und achten stattdessen nur noch darauf, wer ihnen am meisten Presse verschafft.
JT Die Herstellerlandschaft hat sich verändert. Oft werden innovative Themen von den Firmen selbst gesetzt und dann ihren Designern zur Bearbeitung gegeben. Beim Air Chair von Jasper Morrisson für Magis etwa war die Technik bereits da, die das Unternehmen dann ihrem Top-Designer gab, um etwas daraus zu machen.

 

MF Ist der extreme Fokus der Designwelt auf den Bereich Möbel noch zeitgemäß? Ist es nicht Ausdruck der alten Bauhaus-Idee, zu glauben, im Wohnen, im Bau, in den Möbeln zeige sich das Neue, der neue Mensch, die neue Gesellschaft? Geht das im Zeitalter des Digitalen überhaupt noch? Ist es im Möbelbereich nicht sogar eine Gegenbewegung, am Vertrauten und Gegenständlichen festzuhalten?
JT Dass das Digitale hinzukommt, bedeutet ja nicht, dass Analoges verloren geht. Interieurs umgeben uns, gehen uns nahe und repräsentieren uns. Vielleicht befinden wir uns in einem Moment der Regression, Entwicklung bedeutet ja nicht immer Innovation. Für mich persönlich bedeutet Design aber immer auch die Suche nach neuen Funktionalitäten.

 

MF Was die Berichterstattung über Design betrifft, lässt sich sicher eine Regression feststellen.
JT Es ist schwieriger geworden, über Design zu sprechen. Häufig steht wieder der „Stil“ im Vordergrund. Ein Industriedesigner denkt in seine Objekte aber etwas hinein, was schwer zu erklären bleibt – den Medien und auch dem Publikum. Das Zusammendenken verschiedener Ebenen. Technisches, die Herstellung, Ideen, Formen und Zeichen gehen eine Synthese ein. Das ist nicht leicht zu vermitteln.

 

MF Müssen die Medien im Design eine andere Rolle spielen? Müssen Designer und Designerinnen selbst stärker die Vermittlerrolle einnehmen?
JT Medien nehmen eine passive Position ein, wenn sie nur die bekannten Geschichten von „klassischen“ Gestaltern, Produkten und Herstellern erzählen. Die Ernsthaftigkeit, mit der über Literatur, Musik und bildende Kunst berichtet wird, billigt das Publikum dem Design nicht zu. Als schöne, aber unwesentliche Nebensache hat Gestaltung in den Feuilletons einen schweren Stand und ist eher bei „Leib und Seele“ oder „Lifestyle“ angesiedelt. – Als Dozenten können wir viel dafür tun, ein anderes Bewusstsein fürs Design zu verbreiten. Als Designer können wir dem Markt unsere Produkte geben und erklären. Der Markt hat aber seine Dynamik, die bricht sich Bahn und lässt sich ungern ablenken. Vielleicht waren die Sechziger- und Siebzigerjahre sogar eine Ausnahmezeit, in der sich Unternehmen selbst als kulturelle Weiterentwickler verstanden haben und langfristige, auch eigenwillige Strategien verfolgten.

 

MF Die Unternehmen kommunizieren dieses Bild aber noch immer.
JT Aber nur wenige handeln noch so. Welche Firma würde heute noch einen Designer wie Verner Panton, der damals noch gar nicht bekannt war, zehn Jahre an einem Entwurf arbeiten lassen? Das dürfte heute bestenfalls noch ein Stardesigner. Jetzt gibt es ganz andere Schauplätze, beispielsweise die der Designer-Producer. Vielleicht kommt Innovation heute eher von dort.

 

MF Du spielst ironisch damit, dass viele Deiner Entwürfe nicht realisiert wurden. Verarbeitest Du damit auch eine Enttäuschung?
JT Eine Firma, die in gängigen Marketingkategorien denkt, meidet experimentelle Produktentwicklungen und verkauft einen vorhersehbaren Entwurf kurzfristig besser. Das ist für mich persönlich schade. Dann lege ich mir zurecht, dass die Dinge, die ich vorgeschlagen habe, auf jeden Fall in der Welt sind, ob als Produkt oder als Projekt. Ich tue so, als ob es den Unterschied gar nicht gibt.

 

MF Bazon Brock bezeichnete sich einmal als Künstler ohne Werk. Verstehst du Dich als ein Designer ohne umfassend produziertes Werk?
JT Es gibt tatsächlich eine Geschichte der ungebauten Architektur und neuerdings auch des unproduzierten Designs. Da etwas beizusteuern wäre doch gar nicht uninteressant. Aber im Ernst: in manche Projekte bin ich sicher zu unvorbereitet hineingegangen. Es wird zunehmend erwartet, dass der Designer fertige Lösungen mitbringt. Nur wenige Entwicklungs-Abteilungen sind motiviert, die Ideen technisch auszuarbeiten.

 

MF Wie wichtig ist in Deiner Arbeit die Vermittlung Deines Konzepts?
JT Mir geht es nicht um das eine Konzept, sondern darum, dass viele Ebenen im Produkt zur Deckung kommen. Meine Entwürfe leiten sich oft aus einer Form, einer Funktion oder einem Tragwerk ab. Ich bin froh, wenn sie in einen Entwurf münden, der alle Anforderungen erfüllt. Ich will nicht, dass das Konzept heraussticht. Jeder, der sich für meinen Stand-
Tisch interessiert, fühlt sich davon angesprochen, wie er funktioniert. Er funktioniert auf einer technischen, auf einer formalen, aber auch der konzeptionellen Ebene.

 

MF Was ist das Spezielle Deiner Herangehensweise?
JT Ich mag es, wenn ich eine Aufgabe bekomme und erteile sie mir auch selbst. Ich suche mir dann die Ingredienzen zusammen und lote Ideen aus. Dabei brauche ich viel Geduld, bin langsam. Jeder hat Bilder im Kopf, bestimmte Leitmotive, die immer wieder auftauchen, wenn man auf der Suche nach einem Entwurf ist. Diese Motive sind sehr subjektiv, und ich sehe kein Problem darin, wie ein Autor zu arbeiten.

 

MF Welche Leitmotive sind das?
JT Im Rückblick waren es oft Motive des Bauens, der Bauwerke und der Tragwerke, die Einrichtungsgegenstände ja häufig sind. Auch der dosierte Umgang mit Härte und Nachgiebigkeit – denn man braucht nicht überall die gleiche Festigkeit. Die Suche nach ganz konkreten Formen und Linien. Es geht um eine Semantik für das Produkt. Es geht darum, dass es eine Übereinstimmung zwischen dem Zweck des Produktes und seiner Zeichenhaftigkeit gibt. Ich gehe auf die Suche nach dem richtigen Bild für das Ding. Aber in dem Moment, wo man so etwas sagt oder lehrt, sollte man vielleicht schon wieder anders herangehen. Ich hoffe, dass sich diese Motive immer wieder ändern und ich offen für diese Veränderung bin.

 

MF Die Zeichenhaftigkeit, die das richtige sagt – was könnte das bei einem Entwurf wie Deinem Loggia-Regal für Alias sein?
JT Was das Regal leisten muss: Es muss vom Boden nach oben aufzubauen sein. Es muss halten. Es muss den Inhalt tragen und umschließen. Das sind ähnliche Aufgaben wie bei einem Bauwerk. Von Angelo Mangiarotti gibt es eine wunderbare Skizze von umgedrehten Beton-U’s, die zu Fertigelementen mit Seitenwänden und einer Decke werden und aus denen sich aneinandergereiht eine Halle als architektonische Struktur ergibt. Darunter schrieb er: reggere, portare, coprire – halten, tragen, überdecken. Das war ein elementares und gleichzeitig poetisches Konzept. Das sind Aufgaben, die ich auch dem Loggia-Regal zugedacht habe. Wenn es das können soll, muss es eine bestimmte Form haben. So kommt beim Entwerfen ein Denken in Gang, das immer begleitet wird von Skizzen und Modellen. Da sind keine vorgefassten Theorien, sondern Bilder, die darstellen, was man vorher gefordert hat. Es gibt auch Architekten und Designer, die solche Prozesse komplett vor dem inneren Auge ablaufen lassen, Alvaro Siza etwa, da läuft das 3D-Programm im Kopf.

 

MF Glaubst Du, dass der gleiche Prozess in der gleichen Qualität auch tatsächlich auf dem Rechner ablaufen könnte?
JT Bei mir nicht. Das 3D-Programm ist zwar ein unverzichtbares Werkzeug. Skizzieren aber ist ein besonderer Vorgang des Denkens mit der Hand. Die Skizze erlaubt Zwischenstufen, Unschärfen, schwache und starke Aussagen. Man kann durch wiederholtes Anschauen etwas um- oder hineininterpretieren, was am Anfang gar nicht zu sehen war. Das gibt es für mich in einer computergenerierten Darstellung nicht. Die Zeichnung ist ein Denk-Tool – zunächst gar nicht künstlerisch aufgeladen, das funktioniert einfach so.

 

MF Erkennst Du einen Unterschied in Möbelentwürfen, die am Modell in der Werkstatt und solchen, die nur im Computer entstanden sind?
JT Indem man sich ein Produkt genau ansieht, kann man nicht nur ablesen, wie es wohl gemacht ist, sondern manchmal nachvollziehen, wie der Weg vom Entwurf in die Umsetzung gewesen sein könnte. Gewisse Formen sind am Computer schnell gezeichnet. Doch sie bedürfen einer materiellen Umsetzung. Und die gelingt nur gut, wenn man sich mit Materie beschäftigt. Das Modell ist da wie eine physische Vorwegnahme. Der perfekte Schein am Computer kann dazu verleiten, diese Zwischenschritte wegzulassen.

 

MF Ist Design für Dich sprachlich verhandelbar?
JT In der Hochschule habe ich die Erfahrung gemacht, dass man über die Form kaum redet, weil alle meinen, dass sie einem eben gefällt oder nicht. Aber da wird es doch erst interessant. Es tut gut, über Formen zu reden. Sonst landen wir in einer Facebook-Welt, in der nur Daumen nach oben oder unten weisen. Man kann einen, der etwas ablehnt, schwerlich vom Gegenteil überzeugen. Aber manchmal kann man ihm oder ihr etwas näherbringen. Ich lasse mir gerne etwas näherbringen, beispielsweise in der Musik, wenn man sich auf die Begeisterung eines anderen einlässt. Design ist verhandelbar, vor allem für die Designer selbst und solche, die es werden wollen. Wir betreten hier das Gebiet des Geschmacks, für mich nur ein anderes Wort für Kennerschaft.

 

MF Wie verknüpfst Du Deine inhaltliche Reflexion mit Deiner Entwurfspraxis?
JT Bei meinem Plattform-Bett zum Beispiel sollte die Zeichenhaftigkeit des kapitonierten Polsters, also das Bild von Weichheit, visualisiert werden, das mit der Nähe zum Körper zu tun hat. Zugleich ist es ein Tragwerk aus quadratischen Filzschalen, die ebenfalls weich sind. Diese flachen Wölbungen übernehmen die Funktion eines Lattenrostes. Das sind Überlegungen, die zusammenkommen, will man das Thema behandeln. Manchmal weiß man im Vorfeld nicht, was daraus entsteht. Dann muss man das imaginierte Ziel eines Entwurfes aufrechterhalten und vor sich behaupten. Schließlich gibt es die Ebene der Umsetzung in der Produktion, das ist eine technische Ebene, an die man sich eigentlich nur herantasten kann. Und man muss darauf achten, dass einem in der Umsetzung keiner das Bild kaputt macht, das man aufrufen möchte.

 

MF Ist Plattform ein Entwurf, der besonders typisch für Dich und für Deine Herangehensweise ist?
JT Ich wünsche mir für ein Produkt, dass es möglichst wenig Materie hat, das scheint mir eine Form der Eleganz zu sein. Auch wenn diese Bedeutung des Gewichtes von Designern vielleicht überschätzt wird – bei Ikea schleppen die Leute ja klaglos kiloschwere Spanplatten durch die Gegend. Das Plattform-Bett aber steht für alles, was mir wichtig ist. Gleichzeitig ist es fast ein Objekt der Selbstverleugnung, weil es so wenig Handschrift zeigt, fast anonym wirkt. PR-technisch ist das natürlich eine Katastrophe. Manchen Designern gelingt es von selbst, ihre Person in ihrem Werk sichtbar zu machen. Mir gelingt das nicht, aber in diesem Entwurf ist alles drin.

 

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MF You call this book “Un/Applied Arts.” Don’t you view your work as applied?
JT The term “applied” has different aspects. It distinguishes a product and a work of art. It poses the question of use. Is it in production and available in stores? Is it a successful industrial product? The title “Un/Applied Arts” poses these questions – and questions them. What I do can be very well described as design. The question of whether it is art or not does not really occur to me.

 

MF … but the public unfortunately does.
JT Even informed people often don’t know exactly how product designers work. That’s why I enjoy talking about it. Recently I was asked why I don’t address the problem of noisy, rumbling garbage cans. But that’s something for an engineer or a product developer. I agree with Richard Sapper, who said that most products could be easily developed by a technician. Design, however, plays a role for those products in which an idea or an attitude is to be transformed into a form. Today that sounds conventional, but I think it’s still valid.

 

MF What ideas or attitudes are you trying to give form to in your designs?
JT The expression and style of things are communicated in their own inherent language. We enable things to speak to us and to others: about desires, belonging, and promise; about how the world can and should be. Often it’s about improving something. Often it’s about crossbreeding traits, which results in something new. There is also something dreamy about that, at least when you do not know if a design will become reality. This distance can be bridged with willpower and fantasy. But there are many other people who also have a vision of the future that is considered creative.

 

MF Sociologists like Andreas Reckwitz have discerned a social desire to be creative.
JT It’s an attitude that you take towards your life. Anyone who adopts it simply because the zeitgeist calls for it is quickly overwhelmed. Put another way: who else thinks so intensely about the things that we product designers think about? Hardly anyone does that and there could easily be a few more.

 

MF We designers often have a certain hubris and believe that we can solve problems better than others. But do designers really think differently?
JT As with all activities with an inscrutable impact, here too there are some misunderstandings. I think it’s the holistic approach of designers that can give products added value. The designer’s offer to society would thus be to assume the role of an advocate, acting for the buyer and the seller, who also adds a dash of personality to the mix. Of course not everyone would want to accept such an offer.

 

MF Philosophers and cultural scientists increasingly deal with design topics. And often their approaches are no different from those of designers. What is the big thing about being a designer?
JT The “thing” is really so big that Mies van der Rohe said we have to keep our feet on the ground and our heads among the stars. The spiritual plays as much of a role as does the material; you are involved intellectually as well as technically, economically, and artistically. Sometimes the overall view is dizzying and intoxicating.
I feel very close to the world of things. The interaction with their intrinsic nature fascinates me, but at the same time, so does thinking about the thing on a different level, the one on which ideas and attitudes are conveyed. Architects also do that; they devise and plan, know all the trades, and see that things are implemented. So in that respect, the professions are similar.

 

MF Are architects and designers still best at casting visions and utopias in concrete form?
JT I think we don’t do it better, but we simply do it. And that’s something you can do at very different levels of quality and in very different markets.

 

MF Designers are often eager to fulfill the media’s craving for creative leaders that set standards for others and show them trends.
JT I see fewer designers who act that way than media that portray them in that way.

 

MF I have to disagree with you on that point: there are always designers whose success is due more to their self-promotion than the quality of their designs. Hasn’t the self-promotion in the age of digital and social media become much too important?
JT Okay, when it comes to styling and decoration, there may be people who rely on a certain aura to carry out their work. Due to the mechanisms of media attention, the actors who gain the most attention are those who are especially good at orchestrating how they and their work are seen. Nowadays, a different type of designer is at the fore than in the days when the author’s name was less relevant. A celebrity like Luigi Colani was indeed an outstanding designer, but he also did a disservice to the design field with the image he offered in the media of an ingenious yet eccentric star designer. This image is practically irreversible. Maybe there are so few women of renown in product design because they do not want to become so involved with self-promotion and being a star designer.

 

MF Many companies today seem to have forgotten the task of also promoting unknown designers and instead pay attention only to whoever gives them the most good press.
JT The manufacturer landscape has changed. Often, innovative themes are set out by the companies themselves and then given to their designers to work out. With Jasper Morrisson’s Air Chair for Magis, for example, the technology already existed, and the company then gave it to its top designer to make something of it.

 

MF Is the design world’s extreme focus on furniture still modern and up to date? Isn’t it an expression of the old Bauhaus idea of believing that the home, the building, and the furniture manifest the new: the New Man and a new society? Is that still at all possible in the digital age? With regard to furniture, isn’t there even a countermovement of clinging to the familiar and representational?
JT The addition of the digital does not mean that the analog is lost. Interiors surround us, touch us, and represent us. Perhaps we are now experiencing a moment of regression; remember, development does not always mean innovation. But for me personally, design is always also a search for new functionalities.

 

MF As far as the media coverage of design is concerned, it is certainly possible to discern regression.
JT It has become more difficult to talk about design. “Style” is frequently again at the fore, but an industrial designer thinks something into his or her objects, which remains difficult to explain to the media and the general public: thinking holistically and on different levels; technical aspects; the production; ideas, forms, and symbols form a synthesis. That is not easy to convey.

 

MF Do the media need to play a different role in design? Must designers themselves play a stronger role as mediators?
JT The media assume a passive position when they only recount the familiar stories of “classic” designers, products, and producers. The same seriousness with which literature, music, and fine art are reported is not accorded to design. As a nice but inessential secondary matter, design has a difficult position in the arts sections and is more likely to be found in the “lifestyle” section or on pages about the “body and soul.” As teachers, we can do a lot to promote a different awareness of design. As designers, we can furnish and explain our products to the market. But the market has its own dynamics; it forges ahead and is resistant to distraction. Maybe the 60s and 70s were actually an exception, in which companies saw themselves as cultural innovators and pursued long-term strategies, even if they were outlandish.

 

MF But companies still communicate that image.
JT But only a few still do business that way. What company today would let a designer like Verner Panton, who was not yet even known at the time, spend ten years working on a single design? At most, only a star designer might be able to do that today. Now there are completely different showplaces, such as that of the designer-producer. Maybe innovation is more likely to come from there today.

 

MF You play in an ironic way with the fact that many of your designs have not been realized. Are you also using that to deal with a disappointment?
JT A company that thinks in common marketing categories eschews experimental product developments, preferring a predictable design that is sure to sell well in the short term. That seems a pity to me. I come to terms with that by knowing that the things I have proposed are in the world in any event – whether as products or unrealized projects. I pretend there is no difference at all.

 

MF Bazon Brock once described himself as an artist without works. Do you see yourself as a designer without a comprehensive body of  manufactured work?
JT There is, in fact, a history of unbuilt architecture and, more recently, also of unproduced design. Making a contribution to that would have a certain appeal. But seriously: I was undoubtedly unprepared going into some of the projects. It is increasingly expected that the designer brings along ready-made solutions. Only a few development departments are motivated to work out the technical aspects of an idea.

 

MF How important is it to your work that your concept is conveyed?
JT For me, it is not about one specific concept, but about many levels coming into congruence in the product. My designs often derive from a form, a function, or a structure. I’m happy when that results in a design that meets all the requirements. I do not want the concept to stand out. Everyone interested in my Stand table responds to how it works. It works on various levels: technical, formal, and also conceptual.

 

MF What’s special about your approach?
JT I like being given a task, and I give myself tasks too. Then I gather the ingredients and explore ideas. I need a lot of patience for that; I’m slow. Everyone has images in mind, certain leitmotifs that reappear, over and over, when you’re in search of a design. These motifs are very subjective, and I see no problem in working like an author.

 

MF What leitmotifs are those?
JT In retrospect, they were frequently motifs of construction, of buildings and their structures – which, of course, furnishings often establish. And a measured approach to hardness and resilience – because the same degree of strength is not needed everywhere. The search for very specific forms and lines. It’s about finding the right semantics for a product. It’s about achieving an agreement between the purpose of the product and its symbolization. I go in search of the right image for the thing. But the moment you say or teach something like that, you might want to find a different approach. I hope that these motifs constantly change and that I am open to the change.

 

MF The symbolization that says the right thing – what could that be for a design like your Loggia shelf for Alias?
JT What the shelf has to achieve: It must be able to be assembled from the floor up. It must hold things. It must support and embrace the content. These tasks are similar to those of a building. Angelo Mangiarotti made a wonderful sketch of inverted concrete U’s that become prefabricated elements with side walls and a slab, and which are strung together to form a hall-like architectural structure. Underneath, he wrote: reggere, portare, coprire – hold, support, cover. That was an elemental and poetic concept in one. Those are tasks I also gave myself while working on the Loggia shelf. In order for it to be able to do that, it must have a certain form. Thus, during the design process a certain kind of thinking gets started that always goes hand in hand with sketches and models. I do not work with preconceived theories, but images that represent what has been required. There are indeed architects and designers, like Álvaro Siza, who are actually able to envision such processes entirely in their mind’s eye; it’s like there’s a 3D program running in your head.

 

MF Do you think that the same process in the same quality could in fact run on a computer?
JT Not in my case. A 3D program is indeed an indispensable tool. But sketching is a special process of thinking with your hand. Asketch allows intermediate steps, vagueness, and both weak and strong statements. Through repeated examination you can reinterpret it or read something into it that was originally not possible to see. I don’t get that from a computer-generated depiction. The drawing is a tool for thinking – it is not at all artistically charged at first; it just works.

 

MF Do you recognize a difference in furniture designs that are created by making models in a workshop compared to those created only on a computer?
JT By looking closely at a product, not only can you decipher how it is made but sometimes you can also retrace the path it may have taken from design to implementation. Certain forms are drawn quickly on the computer. But they require material implemevntation. And that only turns out well when you are engaged with the material. In that regard, a model is like anticipation in physical form. The perfect appearance on a computer can lead you to skip these intermediate steps.

 

MF Is design verbally negotiable for you?
JT At the university, it has been my experience that people hardly talk about the form because everyone thinks that either they like it or they don’t. But that’s actually where it first becomes interesting. It’s good to talk about forms. Otherwise we’ll end up in a Facebook world where everything is only thumbs up or thumbs down. It’s hard to convince someone who rejects something to believe the opposite. But sometimes you can give him or her a better understanding of something. I like to be brought closer to something, for example in music, when you share someone else’s enthusiasm. Design is negotiable, especially for the designers themselves and those who want to become one. Here we are entering the realm of taste, which is to me just another word for connoisseurship.

 

MF How do you link your substantive reflection with your practice of design?
JT With the Plattform bed, for example, the symbolization of the tufted upholstery is meant as a visual expression of the image of softness that is associated with closeness to the body. At the same time, the loads are carried by a structure of square felt shells, which are also soft. These shallow vaults assume the function of a slatted frame that provides resilient support. Those are considerations that coalesce by engaging with a subject. Sometimes you don’t know in advance what the result will be. Then you have to maintain and assert the goal you have envisioned for the design. Ultimately there is the level of implementation in production, which is a technical level that you can only really feel your way into. And you have to make sure that in the implementation, no one destroys the image you’re seeking to invoke.

 

MF Is the Plattform bed a design that is particularly representative of you and your approach?
JT I want a product to be made with as little material as possible; I see that as a kind of elegance. Although designers might overrate the importance of weight – after all, at Ikea people lug around kilos of particleboard without complaint. The Plattform bed, however, stands for everything that is important to me. At the same time, it is almost an object of self-denial because it reveals so little of my personal style; it seems almost anonymous. Of course, in PR terms that’s a catastrophe. Some designers instinctively manage to make themselves discernible in their work. I don’t succeed in doing that, but it’s all in this design.

 

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